Welpentagebuch

Zur Einführung-


viele Jahre stand ich hinter meiner Aussage „bloß kein Welpe! Die machen nur Mist, ständig muss man hinter ihnen herräumen und stubenrein werden sie auch nicht so schnell“

Aber … wenn man täglich mit dem Tierschutz zu tun hat und damit auch immer wieder mit Welpen, schaut man sie sich schon genau an. Niedlich sind sie alle, flauschig, klein, putzige Gesichter- jedes hat etwas Besonderes.

Solange nie einer dabei ist, den man selber spontan aufnehmen möchte, ist alles gut. So war es auch immer- bis Oktober 2015.

Da kam die Mail aus Spanien mit den Bildern von IHM. Fotos aufmachen und in Verzückung geraten war quasi eins. Auf dem Video mit den Geschwistern zusammen war ER der, den sie gerade noch davon abhalten konnten, in den Pool zu plumpsen.

Sofort danach die Mail rausschicken an die spanische Kollegin mit der Reservierung, war das nächste.

Danach hieß es warten, weil ER ja noch nicht alt genug zum Reisen war. Immer wieder die Fotos anschauen, zwischendurch noch die Geschwister vermitteln, die auch alle süß waren aber natürlich längst nicht so wie ER.

Und dann war es endlich Januar und der Welpe, den ich ja nie haben wollte, ist bei uns angekommen.

Keiner in der Familie hatte eine Ahnung davon, weil ich bei solchen Dingen eher pessimistisch bin und nichts gesagt habe. Es hätte ja noch alles Mögliche dazwischen kommen können.

Der Transporter kam mit Verspätung, die Spannung stieg minütlich. Egal was man sonst so den Adoptanten sagt, wenn man selber auf einen Vierbeiner wartet, gilt das nicht mehr!

Endlich war er da, Türen vom Transporter aufmachen, Boxen absuchen- und da saß er: klein, niedlich und ganz artig in seiner Transportbox. Ich glaube so habe ich ihn danach nie wieder gesehen.

Mein Mann sagte als erstes nach dem Ausssteigen: Ist der für uns? Der hat gleich nach der Abfahrt sofort in seine Box geschi....

Na ja, hab ich geantwortet, er ist ja auch noch ein Baby! Ist er nicht süß???
Was man halt so schwachsinniges sagt, in der ersten Euphorie.

Und das hier sind seine ersten Geschichten. Wahrscheinlich werde ich es nicht schaffen, täglich etwas zu schreiben, aber ich gebe mir Mühe! Für Alle, die mit dem Gedanken spielen, sich einen Welpen ins Haus zu holen, ist das hier sicher lesenswert. Natürlich alles mit einem Augenzwinkern und nicht wirklich böse gemeint- aber im Großen und Ganzen genauso, wie hier passiert.

Die Geschichten eines etwas grobmotorischen Riesenbabys, das in Spanien mit „eher kleinbleibend“ beschrieben war. Mit 7 Monaten hatte er schon 50cm und ich war mir bei der Größeneinschätzung der spanischen Kollegen nicht mehr so sicher.

Unser Welpe ist sehr speziell. Ob es daran liegt, dass wir noch nie einen eigenen Welpen hatten oder er wirklich eigenartig ist, kann ich nicht sagen.

Er hat das Sofa zerkaut, Teppiche zerfressen, Spielsachen sofort als Eigentum erfaßt und er frisst alles, was er findet.

Die erste etwas neben der Norm liegende Sache hatte er schon, nachdem er gerade mal 4 Wochen hier war.

Jeden Morgen kommen er und meine rumänische Hündin mit in den Stall. Ich mache den Paddock sauber, füttere usw. und die beiden erkunden das Gelände.

Die Hündin frisst für ihr Leben gern Hühnereier. Das ist sie wohl aus Rumänien so gewohnt und sie weiß nach einer Magenverstimmung auch, dass es nach einem Ei genug ist.
Der Welpe hat sich das ganze angesehen, fand es spannend, hat aber nie ein Ei zu sich genommen. Bis er wohl irgendwann gedacht hat- probieren wir doch mal so ein Ding.

Ich habs gerade noch gesehen, verhindern war nicht mehr möglich.

Kurz danach habe ich dann bei ihm eine kleine Beule an der Brust gefunden. Nicht groß, also nichts Beunruhigendes, eher so wie ein Stich.

Am nächsten Tag war sie ein bisschen größer, na ja, hab ich gedacht, müssen wir mal beobachten.

Nach einer Woche hat das Tier ausgesehen, wie von der Beulenpest befallen. Natürlich war es ein Wochenende, an dem es so ausgeufert ist. Also stand fest, am Montag geht’s zum Tierarzt. Als Notfall war es nicht einzustufen, da er allerbester Stimmung war, das gleiche dumme Zeug wie sonst auch gemacht hat und die Stelle auch nicht schmerzempfindlich war.

Am Sonntag hat meine Schwägerin angerufen. Sie ist Tierärztin, leider nicht bei uns in der Nähe- würde uns viel Geld ersparen.

Nachdem wir ihr erzählt haben, dass der Welpe eine Beule hat, meinte sie wir sollten mal daran denken, dass es die Thymusdrüse sein könne.
Mein Mann war am Telefon und wie Männer eben so sind, hat er natürlich nicht nachgefragt, was das denn ist. Kommunikation ist nicht jedem gegeben!

Also musste eine Suchmaschine herhalten, war nicht ganz einfach. Die doofe Drüse gehört zum Lymph-System, wenn Giftstoffe nicht abgebaut werden können, kann sie schon mal anschwellen.

Und da fielen mir die Hühnereier wieder ein.

Also jeden Morgen erst mal ohne Hunde raus, Eier suchen- die Hühner laufen bei uns frei und legen jeden Tag woanders- und dann erst die Hunde rauslassen.

2 Wochen später war die Beule weg. Man konnte zusehen, wie sie von Tag zu Tag kleiner wurde, nachdem der Dussel keine Hühnereier mehr fressen konnte. Ich glaube die Hündin hat es ihm sehr übel genommen!

Die erste Katastrophe also abgewendet.


Als nächstes hat er sich meine Hausschuhe ausgesucht. Ich trage immer diese Dinger mit Korkfußbett, entweder mit Filzoberteil oder Leder. Sehr bequem! Es sein denn ein Welpe setzt sich dran und frisst einem die halbe Sohle auf. Ein paar Tage habe ich es noch versucht aber man hinkt dann so dusselig durch die Gegend. Ist nicht schön.

Was solls, die Schuhe wurden aussortiert und damit für den Welpen völlig uninteressant. Bei den nächsten Hausschuhen hat er die Riemen abgekaut. Diese waren aber notwendig, weil man sonst die Schuhe immer verliert. Nachdem ich kurz davor war, die Treppe runter zu knallen, habe ich auch das 2. Modell weggeräumt, aber in erreichbarer Nähe gelassen, in der Hoffnung dass das Tier sich weiter daran hält.

Ich habe mir neue gekauft- ist ja auch mal ganz schön. Mit Blumenmuster und Riemen- ich fand sie sehr schick.

Mitte Mai kam der Schornsteinfeger, da mussten die Hunde dann mal im Haus bleiben. Zusammen mit meinen Hausschuhen, was ein Fehler war. Ich hätte die Schuhe anbehalten sollen...

In den 10 Minuten hat der Welpe den rechten Schuh nicht nur angekaut, er hat ihn geschreddert! Es waren nur noch kleine Bröckchen über.

Hausschuhe werden überhaupt auch überbewertet- ich lauf jetzt in Socken, hat ja keinen Sinn.


18.05.

Heute Morgen bin ich wieder gekommen von meiner Schulfahrt und der „Welpe“ ist sofort stiften gegangen. Also mit gemischten Gefühlen in die Küche und vorsichtig nachgesehen, was es dieses Mal war.

Die Magnete vom Kühlschrank! Sämtliche Schulzettel lagen in der Küche verteilt und die Magnete hat er gefressen. Ich hoffe, sie liegen jetzt wie Steine in seinem dicken Bauch und es bleibt alles an Metall an ihm hängen!
Dann kann er irgendwann nicht mehr laufen und wir haben Ruhe.


19.05.

Heute war ein guter Tag! Man soll ja positiv denken, also denke ich mir, ein Holzsplitter der sich durch meine Socken gebohrt hat (Hausschuhe!), ist noch akzeptabel.

Dass ich ihn mir in der Küche in die Fußsohle gebohrt habe, gibt mir etwas zu denken... Aber vielleicht sollte ich das nicht überbewerten.

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------

23.05.

Entwarnung !!

Am 20.05. habe ich mir eine neue Packung Allergietabletten geholt. 20 Stück- leider muss ich sie nehmen, aber nur von Februar bis ungefähr November. Dezember + Januar geht gut.

Egal- es ist wie es ist. Jedenfalls war die neue Packung in meiner Handtasche, die Handtasche auf einem Schrank. Weil man ja immer an das Tier denken muss.

Hat ihr nicht viel genützt, der Welpe hat sie vom Schrank geholt. Mein Mann kam mit einer zerdrückten Packung an und fragte, was es wohl gewesen ist. Von den 20 Tabletten waren noch 2 da, den Rest hat er zerdrückt, zerkaut, gefressen.

„Was machen wir denn jetzt?“

Magen auspumpen ist ja nicht so der Knaller, außerdem sprang das Tier putzmunter um uns herum.

Also abwarten... Keine Ahnung wie oft ich ihn an diesem Tag mit dem Fuß angestupst habe, um zu schauen ob er auch noch lebt! Abends war er dann ein wenig irritiert, aber immer noch allerbester Stimmung.

Auch am nächsten Tag war alles gut und er hatte mir ja auch noch 2 Tabletten über gelassen -Gott sei Dank. Mir gings also genauso blendend wie dem kleinen Mistvieh.

Was wir daraus gelernt haben, Allergietabletten bewirken bei Hunden ---- absolut nichts!
Es sei denn ich stopfe hier seit Monaten Placebos in mich rein, was ich doch nicht hoffen will.

Und als zweites: in Hühnereiern sind mehr Giftstoffe als in Allergietabletten (man denke an die Beule!).

Daran musste ich leider am Sonntag denken, während wir unser sonntägliches Frühstücksei gegessen haben.

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------


07.06.

Heute komme ich mal wieder dazu, die neuesten Details unserer "Welpenaufzucht" auf den PC zu bringen.

Die Temperaturen sind gestiegen, das Wetter ist schön und der Welpe hat von den Hausschuhen zu den Zehentrennern umgeschwenkt. Hätt ich mir denken können, passt ja nun mal zum Sommer.

Wahrscheinlich habe ich auch einfach zu viele Schuhe, aber das ändert sich jetzt quasi täglich.

Auch kleine bemalte Holzstämmchen- bei uns war es ein Wichtel- sind sehr beliebt bei jungen Hunden.

Und wenn so ein Holzstämmchen den 3.Winter draußen gestanden hat, ist das Holz auch garnicht mehr so gut. Will sagen- wenn ein Welpe seine Milchzähne daran ausprobiert, hat es dem nicht mehr viel entgegen zu setzen.
Als Einstreu für den Hamster hätten wir es noch nehmen können.

Die Inneneinrichtung des Wohnzimmers wollte ich auch schon lange mal wechseln, ich denke jetzt wäre ein guter Zeitpunkt dafür. Das Sofa (ein Meisterstück, neu gepolstert + bezogen, von ca. 1900) hat das Tier durch.

Mein Mann liegt beim Fernsehen Abends immer darauf. Mittlerweile ist es mehr so ein Balancieren, weil die Holzwolle überall raus ist, die Sprungfedern durchkommen und die Decke, die wir darüber haben, das nicht mehr auffangen kann.

Den Welpen stört sowas wenig!

Er liegt (Mittags- Mittagsschläfchen muss sein, man ist ja müde nach dem ganzen Programm) mitten im Sofa. Meist hat er noch ein bisschen Holzwolle in der Schnauze, wenn er einschläft.


---------------------------------------------------------------------------------------------------------


07.07.

Nach einem halben Jahr mit Welpen fängt es an, Spaß zu machen. Er frisst nicht mehr alles auf was er findet und hört tatsächlich wenn man ihn ruft. Naaa guuut - nicht immer beim ersten Mal aber irgendwann schon.

Er ist ein absoluter Kinder-Hund, liebt unsere und hängt sehr an ihnen. Sie spielen zusammen, machen zusammen dummes Zeug und liegen in einem Bett.

Der "kleinbleibende Welpe" ist mittlerweile rd. 55cm groß- das mit dem kleinbleibend hat sich also erledigt.

Fazit nach einem halben Jahr: wenn man an die "Sache" mit Humor und Optimismus ran geht und sich immer wieder sagt: das ist nur eine Phase und es wird besser"- dann überlebt man das erste Welpenjahr ohne Nervenzusammenbruch!

Für Menschen mit zartem Nervenkostüm empfehle ich aber weiterhin Hunde mit Lebenserfahrung, die das Zerkauen der Einrichtung hinter sich haben!


Allen anderen wünsche ich viel Spaß an ihrem Welpen ;o)



Share by: